Fleischatlas 2016 zeigt erschreckende Trends auf
Der jährlich erscheinende Fleischatlas der Heinrich-Böll-Stiftung ist immer lesenswert und zeigt auch für 2016 erschreckende Tendenzen und Praktiken auf. Mittels vieler Grafiken wird auch dem Laien deutlich, wie die Fleischindustrie sich in Deutschland entwickelt und welche Auswirkungen das auf uns alle hat.
So wird deutlich, dass trotz leicht gesunkenen Verbrauchs in Deutschland die Produktion von Fleisch um ein Vielfaches gestiegen ist, bei Geflügel um 75%. Gleichzeitig gingen fleischerzeugende Betriebe von 70.000 auf 4.500 zurück. Die Fleischindustrie ist hauptsächlich auf Export ausgelegt und wird in dieser Hinsicht auch von Bund, Ländern und EU gefördert. Der Trend geht weiterhin zu immer mehr Megaställen und immer weniger Kleinbetrieben – zu Lasten der Tiere, der Umwelt und der Arbeiter.
Die meisten Mastanlagen stehen in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, aber auch in Sachsen wurde in den vergangenen Jahren kräftig gebaut, vor allem im Bereich Geflügel. In Sachsen wurden 2013 rund 1,8 Millionen Masthühner gehalten, Tendenz steigend. Für 2015 wurden 710.000 neue Plätze für Geflügel beantragt. 98% der Tiere stammen aus der Industriehaltung. Aufgrund von Bürgerprotesten in NRW und Niedersachsen verlagern Betriebe sich zunehmend nach Sachsen, wo die Bestimmungen nicht so streng sind. Die Folgen für die Umwelt sind vielfach erhöhte Nitratimmissionen in die Böden und das Grundwasser, Ammoniakimmissionen in die Luft, Verseuchung der Umwelt mit Antibiotikarückständen und Gülle. Gleichzeitig steigt die Gefahr für Tierseuchen. Der Erzgebirgskreis steht in der Produktion von Mastgeflügel an zweiter Stelle in Sachsen (1,4 Millionen Tiere). Und immer mehr Megaställe werden von den Behörden genehmigt.
Dass es auch anders geht, zeigt der Trend zur Ökolandwirtschaft. Diese hat sich in Sachsen seit 1999 verdoppelt. Die Bauern achten auf Mischkulturen, artgerechte Tierhaltung und verzichten, soweit es geht, auf Tierfutterimporte. Insbesondere in den Großstädten Deutschlands ernähren sich immer mehr Menschen vegan oder zumindestens vegetarisch. Viele kleinere Unternehmen bieten inzwischen über Onlineshops Fleisch aus artgerechter Haltung an, sodass auch Verbraucher erreicht werden können, die keinen Biobauernhof um die Ecke haben. Gute Alternativen zur industriellen Landwirtschaft gibt es viele und wir als Verbraucher können durch unser Kaufverhalten Druck auf Industrie und Behörden ausüben. Wir haben es in der Hand!